Sonntag, 8. April 2018

Das Erbe der Samurai

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der bekannten Krieger Japans - der Samurai.

Unser erster Weg führte zu einer weiteren Welterbestätte (von denen kann man in Japan einige mitnehmen) - das Schloss Nijo mitten in der Innenstadt. Erbaut wurde es direkt nach der Vereinigung Japans unter dem Militärherrscher Tokugawa Ieyasu im Jahr 1600.
Innerhalb von drei Jahren stellten die Fürsten West-Japans, die zuvor im Krieg von Tokugawa besiegt wurden, den Bau fertig. Fast dreihundert Jahre lang diente die Burg als Residenz des Shoguns in Kyoto, bevor sie nach der Restauration der Kaiserherrschaft zur kaiserlichen Villa wurde.

Über den ersten Burggraben gelangt man ins Innere, wo einen das Karamon-Tor mit seinen imposanten Verzierungen und farbenfrohen Schnitzereien begrüßt.






Von dort geht es weiter in das Gebäude des Ninomaru-goten-Palasts, in dem leider Fotoverbot herrschte. Sicherheitsleute und Kameras sorgten dafür, dass dieses auch eingehalten wurde. Wie in solchen Fällen üblich mussten Besucher ihre Schuhe vorm Betreten des Gebäudes ausziehen und in Socken oder barfuß durch die alten Hallen wandeln.
Das Innere des Palasts ist bis ins letzte Detail durchdacht, jede Wandzeichnung und jede Anordnung der Räume folgt einer bestimmten Idee. Der große Audienzsaal zum Beispiel, in dem der Shogun niedere Fürsten empfing, war so aufgebaut, dass die Wandzeichnungen von Kiefern sich allesamt in Richtung des Shoguns erstreckten. Eine weitere Kiefer bog sich majestätisch über seinem Kopf, so dass er für die Besucher auch optisch sofort zum Zentrum des Raums wurde.

Wer das Gebäude betrat und sich nicht mit den Erklärungsschildern beschäftigte, der wunderte sich wahrscheinlich ein wenig über das dauernde Quietschen und Knarzen in den Räumen des Palastes. Das waren keineswegs Alterserscheinungen des Hauses, sondern eine clevere Konstruktion zum Schutz vor Attentätern: ein sogenannter Nachtigallen-Boden. Eine Konstruktion aus Nägeln und lockeren Bodenplatten sorgte dafür, dass jeder Schritt über den Holzboden deutlich hörbare Geräusche verursachte - anschleichen war hier schier unmöglich.



Darüber hinaus hatte der Palast noch einige schöne Gärten zu bieten, die japanische Landschaftsarchitektur in Perfektion zeigen.



Und weil kein Ort in Japan ohne Kitsch auskommt, gab es auch hier wieder ein spezielles Liebesorakel. Unsere Liebesorakel-Expertin Moni probierte es gleich mal aus: Aus dem Automaten kam eine Plastikkugel, in der ein Zettel und eine Tüte mit Pellets enthalten waren. Die Pellets waren Futter für die Koi-Karpfen, die sich im Inneren Burggraben tummeln. Mit dem Zettel konnte man sich am Eingang des Schlosses Tipps fürs Liebesleben von einer historischen Persönlichkeit Japans abholen.











Mauerhöhe: etwa 4 ME (Momo-Einheiten) 



Japanischer roter Ahorn in voller Pracht - diese Variante trägt ganzjährig ihre leuchtende Farbe 





Aus dem Schloss ging es ein letztes Mal zur Teramachi - Ziel war ein Café mit leckeren Kuchen. Bevor wir aber dahin kamen, fiel uns nochmal ein Tempel auf, der gleich am Eingang der Straße lag. Der Name des Tempels: Honnoji.
Samurai-Fans wird der Name ein Begriff sein. In einer Zeit, als in Japan viele kleine Fürstentümer um die Vorherrschaft kämpften, begann im 16. Jahrhundert ein Kriegsherr, Stück für Stück verschiedene Gebiete unter seiner Herrschaft zu vereinen.
Sein Name war Oda Nobunaga, der erste Reichseiniger Japans. Sein Erfolg basierte auf taktischem Geschick, dem Einsatz von neuartigen Schusswaffen, aber auch kompromisslos grausamen Taten - er ließ unter anderem ganze Tempel, die ihm im Weg standen, niederbrennen und alle Bewohner töten.

Bevor Oda seine Ziele erreichen konnte, wurde er von einem seiner Gefolgsleute verraten, als er in Honnoji Rast machte. Der Tempel wurde in Brand gesetzt und Oda beendete sein Leben durch Seppuku - rituellen Selbstmord.
Später wurde Honnoji an der Teramachi neu errichtet und beherbergt nun ein Grab für Oda, in dem sein Schwert bestattet ist.

Vor Ort fanden wir einen Samurai-Darsteller, der auch gleich anbot, eine Replik der Rüstung Odas anzuprobieren. Wer möchte gern grausamer Herrscher und Warlord sein? Arthur? Na klar, wer sonst.






Im Tempel fanden wir zudem eine wunderschöne Ikebanaausstellung und einen Raum, in dem Teezeremonie stattfand. Mit einem Ticket zum Tee durfte Moni dann auch einmal an einer typisch japanischen Lotterie drehen - aus der Holzbox fällt dann eine Kugel, deren Farbe anzeigt welchen Preis man gewonnen hat.




Im Café gab es dann leckere Kuchen und für Sophie ein japanisches Gemüsecurry.





Deckenhöhe im Bus: weniger als eine Poti-Einheit. Man beachte auch den Haltewunsch-Knopf an der Decke, den große Ausländer bequem mit dem Kopf drücken können.


Am späten Nachmittag trafen wir uns dann am Bahnhof Nijo mit Masahiro. Masahiro ist ein japanischer Freund, den Robert über den Sprachkurs an der Universität 2009 kennen gelernt hat. Seitdem haben sich die beiden, wann immer es ging, auf den Reisen getroffen.
Masahiro ist Angestellter beim Fernsehsender NHK und wurde vor Kurzem in die Provinz Toyama versetzt, was ihn nicht daran hinderte die mehrstündige Fahrt nach Kyoto auf sich zu nehmen, um mit uns Essen zu gehen. Er ließ sich auch nicht davon abhalten, uns das Essen komplett auszugeben, auch als wir mehrfach darauf bestanden die Rechnung doch bitte zu teilen. Wir entschieden daher gleich, ihm nach der Rückkehr nach Deutschland ein großes Paket mit Geschenken zu schicken.

Essen gingen wir in ein Yakiniku-Restaurant. Dabei bekommt man einen Tongrill mit glühenden Kohlen an den Tisch, auf dem man dann in dünne Scheiben geschnittenes Fleisch und Gemüse grillen und mit leckeren Soßen verspeisen kann. Und so futterten wir uns glücklich durch Schwein, Rind, Herz und Huhn, bis wir uns letztlich nach dem obligatorischen Gruppenfoto verabschiedeten und Masahiro noch bis zum Bahnhof brachten.

Damit endet dann auch unsere Zeit in Kyoto, morgen geht es nach Tokyo auf ins Getümmel der Mega-Metropole. 







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